Best of März 2007

Was dem Amateursportler sein Olympia , was dem Gothic-Rocker sein Meraluna, was der Rentnerin ihre Sat-1-Quiznight und dem FC St. Pauli sein 2:1-Sieg über die Bayern ist – das ist WrestleMania für den Wrestling-Fan. So auch für mich. Kein Ereignis in diesem Sport wird auch nur annähernd spektakulärer promotet, kein Ereignis in dieser Form der Unterhaltung wird auch nur im Ansatz so heiß erwartet wie der „Grandaddy Of’Em All“ – und nichts geht mit gewohnter Souveränität regelmäßiger in die Geschichte ein als diese eine Show. 4 Stunden TV Übertragung, die über Wochen und Monate aufgebaut werden. Eine lange Zeit, die in nur diesem einen Abend endet. Der Traum für viele im Business, nur einmal bei dieser einen Show auftreten zu dürfen, geht in surreal scheinende Erfüllung. Millionen auf der ganzen Welt schauen zu, zig-tausende frönen dem Spektakel live in der Arena und das Spotlight steht auf jedem einzelnen, der an diesem Abend zwischen die Seile des Squared Circle tritt.
Die Wichtigkeit, genau DAS nicht zu verkacken sollte ist so verdammt offensichtlich sein, dass der obenstehende Absatz sie nicht erläutern, sondern lediglich in diese Kolumne mit einbeziehen kann. Und damit herzlich Willkommen zur März-Ausgabe meines monatlichen Best-Ofs. World Wrestling Entertainment hatte in den vergangenen Woche genau diese eine Aufgabe: Es nicht zu verkacken. Genau darum geht’s, jetzt, hier, wenige Stunden bevor der Vorhang aufgeht und sich zeigt, ob die viele Arbeit und die viele Mühe seine Früchte trägt.


Beste Storylines und Fehden
1. Batista v. Undertaker
2. Battle of the Billionaires
3. C.M. Punk v/& the New Breed

Niemand kann es abstreiten: Zurzeit dreht sich nun mal alles um WrestleMania. Daher verwundert es nicht, dass hier eine der drei Headliner der Show gelistet wird – es wäre erbärmlich, wäre es nicht so. Zwar ist die Auswahl an Geschichten durch das klare Line-Up, welches auch in den drei wöchentliches Shows mit großer Konsequenz durchgezogen wurde, sehr begrenzt – es hat aber auch seine guten Seiten: Ich kann unbefangen tatsächlich die Storyline bewerten, denn den Abschluss, der so oft das Bild verfälscht, den kenn ich noch nicht. WM23 lebt ganz klar von drei großen Geschichten. Lange überlegen, welche die in meinen Augen gelungenste ist, musste ich nicht. Allein die Tatsache, dass der Deadman Teil dieser Geschichte ist und wahrscheinlich den Main Event der Show bestreiten wird ist Grund genug, diese Paarung zu lieben. Warum? Ganz einfach. Der Taker ist und bleibt einer der wichtigsten Charaktere bei WWE und doch ist so unwahrscheinlich lange nichts Bedeutsames mehr mit ihm geschehen. Kennedy, Khali, Henry – alles netter Zeitvertreib, aber wahre Bedeutung besaßen diese Geschichten nicht. Die Not der Verzweiflung ließ dies auch die Booker erkennen und sie ernannten den Undertaker zum Royal Rumble Sieger – neben diesem großartigen Moment eines Old-School-Triumphes eröffnete man auch eine schöne Fehde, in der ihm ein Gegner gegenüberstand, der dessen würdig war. Nichts gegen Kennedy, nichts gegen… ähm, Henry und Khali lass ich besser aus dieser Aufzählung raus… also nichts gegen Kennedy, aber ein ebenbürtiger Gegner war er nicht in einer Sekunde seiner Fehde gegen den Deadman. Khali war einfach nur groß und Henry war einfach nur dick – ebenbürtig waren sie nicht. Batista – die Figur, die Rolle, der Charakter – der ist ebenbürtig. Bei kaum einem zweiten hätte man eine „World Title vs. WrestleMania Winning Streak“-Fehde glaubwürdiger aufbauen können. Der Turn vom Champ bei No Way Out und die anschließende toll dargestellte Tweener-Rolle waren die perfekte Würzung, wenn auch die Storyline im gesamten teilweise etwas „aufgesetzt“ wirkte. Die Mindgames des Undertakers hatte man größtenteils alle schon mal gesehen und eine wahrlich neue Geschichte erzählte man mit den beiden auch nicht. Und doch besitzt die Paarung aus Batista und dem Undertaker eine so ungeheure Magie, dass sie WrestleMania trägt wie lange kein Main Event mehr eine WrestleMania getragen hat.

Battle of the Billionaires – es missfällt mir und beunruhigt mich zutiefst durch Mark und Bein, dass die Auseinandersetzung um Donald Trump und Vince McMahon das klare Übergewicht des WrestleMania-Posters und sämtlicher RAW-, ECW- und Smackdown-Shows der letzten Wochen darstellte. Und ich bete zum Wrestlinggott, dass er soviel Erbarmen mit McMahon hat, dass er dieses Match nicht in den Main Event der Show bookt – denn diese Tatsache könnte diese an sich herrlich gebookte Fehde noch zerstören. Aber das ist Zukunftsmusik. Der IST-Zustand beschreibt eine schöne Geschichte aus so ämusant vielen unterschiedlichen Zutaten, dass ich laut jauchzend frohlocke. Alles was in den letzten Monaten mit Umaga zu tun hatte, besonders die großartige Fehde gegen Cena, war so erfrischend Old-School, dass ich ihm eine bedeutsame Geschichte für WrestleMania wünschte. Dass er McMahon vertreten sollte klang zwar anfangs etwas unspektakulär, gefällt mir einerseits mit dem nötigen Abstand aber wirklich gut und wurde andererseits wenige Tage später durch die Bekanntgabe Lashley’s als Trumps Vertreter in Sachen „unspektakulär“ noch getoppt. Wie gesagt – anfangs – denn wie man die beiden seit dieser Zeit pushte und in den Shows darstellte war eine Wucht. Lashley etablierte man so nicht nur in dieser seiner ersten großen Storyline, man festigte auch seinen Stand im ECW-Roster und insbesondere als würdigen World Champion. Umaga ließ man seine Niederlagen gegen Cena vergessen und setzte seinen Push schadlos fort, ließ ihn kaum an Kraft und Glaubwürdigkeit verlieren. Durch die Trump-McMahon Sache kommt eine weitere leckere Zutat hinzu, nämlich die Publicity – diesen Wert, den die Storyline gesellschaftlich erreicht, also auch durch Einflüsse außerhalb des Business. Mit der Einbeziehung der Rattlesnake schien man es dann wirklich langsam zu übertreiben, aber genau das finde ich mittlerweile so herrlich trashig-schön an dem ganzen Durcheinander. Am Ende wird sich wohl der Chairman ohne Haupthaar präsentieren müssen, Umaga nimmt dadurch großen Schaden, Lashley degradiert wieder zum Leitwolf einer unwichtigen Show und Trump verschwindet aus dem WWE-TV – aber bis zu diesem Zeitpunkt bin ich ein Fan der Fabel um die zwei Millionäre, die zwei Monster und den alkoholkranken Hollywood-Wannabe.

Hoffentlich greift es der Darstellung meiner Meinung über den diesjährigen Aufbau von WrestleMania nicht zu sehr vor, wenn ich in dieser Aufzählung eine Geschichte nenne, die nur beiläufig etwas mit der Show an sich zu tun hatte. Mir egal, ich mach’s trotzdem. Innovation wurde ja in den Booking-Katakomben von World Wrestling Entertainment immer schon mächtig groß geschrieben. Daher verwunderte es nicht, dass man sich für die ECW und die größte Show des Jahres etwas gaaanz Großes hat einfallen lassen. Man ließ die sogenannten „Originale“ um RVD und Tommy Dreamer gegen die sogenannte und für diese Story gänzlich neu geschaffene „New Breed“ fehden. New Breed – eine Truppe vierer wild zusammengewürfelter Heels, deren Gemeinsamkeit einzig in der Eigenschaft lag, keinerlei Berührungspunkte mit der alten ECW gehabt zu haben. Dennoch wurden sie binnen weniger Wochen zum verdienten Mittelpunkt der SciFi-Shows, denn sie wussten tatsächlich sehr gut zu unterhalten. Elijah Burke präsentierte sich als guter Anführer, Matt Striker bekam Aufmerksamkeit, Marcus Cor Von seine erste Storyline und Kevin Thorn… machte auch mit. Aber ihre Gegner – RVD und die drei Jobber. Man hat es einfach nicht geschafft, das wiedergutzumachen, was man dem Status vom Sandman, Tommy Dreamer und Sabu innerhalb des vergangenen Jahres angetan hatte. Ergebnis ist eine Storyline, mit personell immensem Potential, die aber nicht einmal 10% davon ausschöpfte und bei WrestleMania wohl kaum eine größere Rolle spielen wird als Bernhard Hoecker bei der Pro-7-Märchenstunde. Neben diesem missglückten Versuch, etwas schon oft Dagewesens als frisch zu präsentieren, entwickelte man aber eine schöne kleine Geschichte zwischen der New Breed und CM Punk. In meinen Augen eine 10mal unterhaltsamere Plänkelei, als die Hauptfehde an sich. Der Versuch des Abwerbens festigte nicht nur das Gimmick von Elijah Burke, sondern band Punk mit ein, der sonst in irgendwelchen blöden Money-in-the-Bank-Matches verschossen worden wäre. Man verlieh Punk Facetten, die ihm innerhalb des WWE-Bookings bisher fehlten und stärkten seinen Stellenwert im Roster allein dadurch, dass man ihm offene Fragen auf den Leib schrieb, Spannung aufbaute, eine Geschichte erzählte. Sachen, an denen man bei der eigentlichen Fehde scheiterte.


Schlechteste Storylines & Fehden
1. Kane v. The Great Khali
2. Melina v. diese andere Tusse
3. HBK v. John Cena

Man kann über eine Storyline zwischen Kane und dem Great Khali sagen was man will, aber an grundsätzlichem Potential fehlt es einer solchen Geschichte nicht. Das Ganze ist dann aber doch irgendwie ganz schön blöd gelaufen. Das fängt damit an, dass man Khali nach dem missratenen Ende seiner Undertaker-Fehde auf Weltreise schickte. Von Smackdown als erstes ins Nirgendwo, dann zur ECW (Zyniker würden behaupten diese beiden seien ein und derselbe Ort), dann zu RAW und dann in eine Fehde mit jemandem aus Smackdown, der kurz vorher aber noch bei RAW war. Yeah! Es lebe der Rostersplit und die daraus gewonnene Übersicht. Okay, dieser Umstand verwirrt zumindest mich schon mal, mag am Alter und der damit verbundenen Angst vor Veränderung liegen. Erst kürzlich scheiterte ich beim Versuch daran, eine Jeans zu kaufen, weil ich keine fand, die meiner alten Jeans ausreichend ähnelte. Aber ich schweife ab… Flair gegen Carlito – der riesige Inder kommt rein und haut den beiden in bester Bud-Spencer-Manier einen auf den Schädel. Dann brüllt er irgend ein unverständliches Zeug in ein Mikro, dass vom zukünftigen Hall-of-Famer Jim Ross als „I Want Kane!“ interpretiert wurde. Hoffentlich lag hier nicht das große Missverständnis und J.R. zeichnet letzten Endes verantwortlich für das, was dann kam. In feiner Regemäßigkeit bekundete auch Kane seinen Mangel an Sympathie dem indischen Riesen gegenüber, was in der Regel in einigen weiteren Bud-Spencer-Chops für eine Unbeteiligte resultierte. Schwupps-die-Wupps und Hokospokus – fertig ist eine WrestleMania-Storyline. Oder erkenne ich einfach die Ironie hinter dem ganzen Szenario nicht?

Ein Lumberjill Match – na klar, das ist es also, was mir die letzten Jahre bei WrestleMania immer gefehlt hat. Und dazu noch eines zwischen Non-Wrestlerin Melina in der Form der Championesse und irgend so einer Frau, die ich meines Erachtens noch nie vorher in meinem Leben gesehen habe. Kennt Ihr die? Einzige Qualifikation, soweit ich das mitbekommen habe, ist die Tatsache, dass sie im amerikanischen Playboy ihre Hupen zeigt – aber jetzt mal unter uns: Was für einen Wert hat sowas in einer Welt, in der sogar Uschi Glas Nacktfotos in großauflagigen Zeitschriften veröffentlicht? Ashley Massaro heißt die gute Frau. Ihr erkennt Sie daran, dass ihr bei ihren Auftritten denkt, die Lautsprecher Eures Fernseher hätten den Geist aufgegeben, weil man gar nichts mehr hört – das liegt aber daran, dass es den Fans in der Halle genauso zu gehen scheint wie mir. Die sitzen da und leiden noch unter dem Schock, Jilian Hall singen gehört zu haben, da taucht diese andere Frau auf, die sie ihres Erachtens noch nie vorher in ihrem Leben gesehen haben. Auf jeden Fall bestreitet die Gute nun ein Womens-Championship-Match gegen Melina in einem von weiteren Damen umgebenen Ring. Ich nenne mal unkommentiert einige Namen, die wahrscheinlich außerhalb des Ringes stehen werden (ich betone es noch einmal: AUßERHALB des Ringes, während Melina und Ashley um den Titel kämpfen): Mickie James, Jillian Hall, Ariel, Victoria.

Die blanke Enttäuschung spricht wohl aus mir, wenn ich die lang ersehnte Main-Event-Fehde von Shawn Michaels in der Rubrik der schlechtesten Storys des Monats nenne. Ich sage ganz klar: Natürlich gab es echt schlechteres, natürlich ist diese Geschichte nicht im Ansatz vergleichbar mit dem, was man hier sonst wiederfindet – aber es ist so verdammt enttäuschend. Shawn Michaels, der die d-Generation X repräsentiert erhebt in einer tollen Promo Anspruch auf den Platz des Herausforderers Nummer 1 und ich sehe in meinem inneren Auge die Möglichkeiten vorbeifliegen die man mit einem dX-HBK und einem John Cena alles hätte. Und was ist? Man macht sie zu Buddys, man macht sie zu Tag Team Champions und lässt HBK so farblos aussehen wie schon lange nicht mehr. Zwar war die Geschichte um den Typen, der in beschaulicher Regelmäßigkeit seine Freunde verrät ganz nett gedacht, aber mehr als ein kleiner Ansatz dessen was man mit den beiden hätte machen können, war das nicht. Kurz vor Torschluss kickt HBK Cena dann doch noch die Latten vom Zaun, schocken tut das aber nicht mehr wirklich. Solche Spannungsbögen kann ich auch aufbauen. Wetten? Passt mal auf:
Ben neigt dazu, Sachen schlecht zu reden. Vielleicht redet er heute auch wieder was schlecht. Es könnte schneller kommen, als man denkt. In jüngster Vergangenheit hat er erst die Kane-Khali-Fehde und das Lumberjill-Match schlecht geredet. Ob er das mit Cena-HBK auch tut? Nein. Oder? Doch? Tut er’s? In der Regel tut er’s ja. Also eigentlich immer. Aber dieses Mal? Ja? Nein? Und? Ha? Was?
Diese Storyline stinkt.
Oh, mein Gott, er hat’s getan. Das hat nun wirklich niemand kommen sehen.

In einer Zeit, in der der Rostersplit kaum ernster genommen wird als ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen ist es schwer zu sagen, bei welcher Show die besseren Storys geboten wurden. Durch den Zauber, den der SD-Headliner ausstrahlt, verleihe ich zwei Punkte an den Freitag Abend. Immerhin einen erhält der Montag und der Dienstag bleibt jungfräulich zurück.


Beste Gimmicks
1. Bobby Lashley
2. Edge
3. Elijah Burke

Ich hab es weiter oben ja schon herausklingen lassen, von der Art und Weise wie man mit Bobby Lashley in den letzten Wochen und Monaten umgegangen ist, bin ich schwer begeistert. Es ist eigentlich irgendwo nichts anderes als ein einfacher Monster-Powerhouse-Push und doch gefällt er mir bei Lashley Dimensionen besser als bei anderen Beispielen der Vergangenheit, weil der Benefit daraus einfach so unheimlich Spaß macht. Anfangs war Lashley einfach nur der ECW Champion, ein ehemaliger Midcarder von Smackdown, dem man das Headlinen eines PPV’s nicht zutraute. So sahen dann auch die Reaktionen des Publikums auf den Muskelberg aus. Mit dem Battle-of-the-Billionaires-Szenario schuf man aber etwas, in dem Lashleys Mangel an Charisma eher in den Hintergrund rückte und baute ihn unter dieser Flagge Stück für Stück weiter auf. Er besiegte große Stars wie beispielsweise Randy Orton clean und beeindruckte in tollen Bildern wie dem Durch-den-Käfig-Jump nach dem Match gegen Hardcore Holly. Er war der Dritte, dem es gelang, als Erster die Masterlock Challenge zu brechen und erhielt von Woche zu Woche mehr „Lashley“-Chants. Der verdiente Lohn eines konsequenten Aufbaus. Zwar ist Lashley noch weit von den Reaktionen entfernt, die ein Face-Champ haben sollte, aber der Weg ist ihm gezeigt worden und ich würd mich freuen, wenn er’s packt.

Was hab ich mich geärgert, als Edge das Ticket zum Money-in-the-Bank-Match zog. Ich hatte mich schon so dermaßen auf einen Kampf zwischen ihm und Randy Orton gefreut, dass ich irgendwo zwischen Enttäuschung und Unverständnis schwebte. So ganz gelegt hat sich das immer noch nicht, aber es ist besser geworden – denn was man in den letzten Wochen getan hat war, den Split vom Team Rated RKO immer weiter vorzubereiten und schleichend durchzuziehen. Letzen Endes hat das fast einen Stil erreicht, dass sich im MitB-Match eigentlich alles nur um diese eine zentrale Achse „Rated RKO“ zu drehen scheint. Nur eine Woche vor der großen Show bezog man schon ein klein wenig Stellung, indem man Edge an die Seite der Faces beim 8-Man-MitB-Tag-Team-Matches bei ECW on SciFi stellte und es sieht so aus, als würde es kein geringerer als der Rated R Superstar sein, der am Ende der Fehde mit Orton richtig dick absahnen soll. Eine Tweener-Rolle ist Edge wie auf den Leib geschrieben und ich hoffe, es kommt dazu. Sie sollen sich gegenseitig um den Sieg bei WrestleMania bringen und eine großartige Fehde beginnen, die in dem endet, was man uns seit vielen Monaten schuldig ist: Edge als WWE Champion.

Bei Smackdown wusste man mit Burke und Terkay nichts anzufangen, also schob man sie zur ECW, wo sie auch prompt in keine Storyline gesteckt wurden. Nach der Entlassung Terkays hab ich schwarz für Elijah Burke gesehen, denn wenn die ECW zu diesem Zeitpunkt eines nicht war, dann eine geniale Talentfördermaschinerie, die aus Potential Erfolg machte. Mit der Formierung der New Breed und der Ankündigung Burkes als „Zukunft der ECW“ schuf man eine Rolle, wie man ihm keine bessere hätte verpassen können. In meinen Augen überzeugt er seit diesem Tag auf ganzer Linie und sollte in großen Schritten an die Spitze des Rosters gepusht werden. Mit einem Stable im Hintergrund besitzt er die nötige Glaubwürdigkeit, die ihm aufgrund seiner kurzen Zeit in der Liga vielleicht noch fehlt – von allen ECW Heels wäre er aber der einzige, den ich momentan wirklich gerne in einer Titelfehde mit Lashley sehen würde. In meinen Augen hat Vince McMahon mit seinem Satz ins Schwarze getroffen: Elijah Burke – the future of ECW.


Schlechteste Gimmicks
1. Shawn Michaels
2. ECW Originals
3. Chavo Guerrero

Ich bin, war immer und werde immer ein Shawn-Michaels-Jünger sein. Shawn Michaels hätte WrestleMania und den Weg dorthin vereinnahmen können, er hätte der Mann sein können, der alles in und um diese Show großartig gemacht hätte. Und man hat Nichts und Wiedernichts daraus gemacht. Was wäre es gewesen, wenn Shawn die Rolle gespielt hätte, die ihm alleine durch das Repräsentieren der dX pflichtgemäß zuteil hätte kommen müssen? Cena, der ewige Tweener, gegen Shawn, der tut wozu er Bock hat, Cena hintergeht, nur sein Ziel vor Augen hat, über Leichen geht und dafür gleichsam gehasst und geliebt wird. Der bei großartigen Heel-Promos verabscheut und wenn er gegen Cena vorgeht vom Publikum vergöttert wird. Von der erneut einmaligen Chance, die dX zu erweitern mal gar nicht erst anzufangen… Man hat mit der Fehde zwischen John Cena und Shawn Michaels so viel liegen lassen, wie schon sehr sehr lange nicht mehr und sich damit selber um einen Klassiker in Sachen Storylines gebracht. Möge man Shawn Glauben schenken, dass er zumindest das schafft, wofür er bisher bei jeder WM stand: die Show zu stehlen, mit welchem Gegner auch immer. Das wird dieses Mal weißgott eine Herausforderung.

Mit dem Stable namens „ECW Originals“ hat man mal echt ausnahmslos alles so richtig falsch gemacht. Nach anfänglichen Mini-Pushs für einige der Originale verfrachtete man sie mit Ausnahme von RVD ins vollständige Abseits, ließ sie so gut wie gar nicht mehr auftreten und wenn, dann um zerstört zu werden. RVD mutierte auch immer mehr vom ehemaligen World Champ zum ungeliebten WWE Midcarder und hat damit immerhin noch die beste Stellung seines Teams inne. Der Zauber, den die Auftritte eines Sandman, eines Tommy Dreamer und eines Sabu seinerzeit mitbrachtet haben, ist gänzlich erlöscht und es ist mir ein Rätsel wie man das tatsächlich innerhalb nur eines Jahres geschafft hat.

Ähnlich blöd ist es in letzter Zeit für Chavo Guerrero gelaufen. In sämtliche Storylines wurde er eigentlich nur gestellt, weil er Guerrero mit Nachnamen heißt, nicht weil er den Spot wirklich verdiente. Chavo ist kein Schlechter und er hätte es in meinen Augen verdient, dies auch wirklich mal zu beweisen – in Geschichten fernab von Eddie, fernab von Vickie, Rey Mysterio und Chris Benoit. Weil man nach der verlorenen US-Title-Fehde keine Idee mehr für ihn hatte, bookte man Chavo einfach lieblos wieder in die Position des Cruiserweight-Champions und opferte damit nicht nur den einzigartigen Status von Gregory Helms, sondern verfrachtete Chavo in eine Position, in der er auch vor drei Jahren schon war – und machte alles was er seither erreicht hat einfach vergessen.

Was Gimmicks angeht ist es derzeit so ausgeglichen, dass jede Show von mir mit einem Punkt belohnt wird. Obwohl ECW auf der einen Seite endlich Innovation zeigt, zerstört es andererseits die Legende vieler etablierter Namen. RAW und Smackdown stechen aber auch nicht wirklich hervor – daher ein klassischer Draw.


„Wrestler“ des Monats
1. Undertaker
2. Bobby Lashley
3. Carsten Schäfer

Der Undertaker steht wieder auf der Spitze des Berges, am Kopf der Nahrungskette, dort wo er hingehört. Zwar bookte man ihn nicht großartig anders als sonst, aber dieses Mal tat man das in der wichtigsten Fehde der Company und machte ihn endlich wieder zum Gesprächsthema Nummer 1. Der Royal Rumble bildete dabei den Startschuss, der Turn gegen ihn als Staffelübergabe zum eindeutigen Face in der Storyline und man wird das Ganze hoffentlich am Sonntag im Ziel mit dem Gewinn des World Titles beenden. Wenn man mich fragt, auf wen ich mich bei WrestleMania am meisten freue, dann kann es da nur einen Namen geben. Und das ist der Name, der es schon so lange nicht mehr war, einfach weil er in einer Form besetzt wurde, die ihm diesen Status nicht erlaubte. Der Undertaker wird Batista zu einem tollen Kampf ziehen, da bin ich sicher und ich freu mich drauf wie eine 14-jährige auf ein Tokio Hotel Konzert. Eines steht zumindest fest – dass auch am Montag die Null noch stehen wird.

Nüchtern betrachtet wurde im vergangenen Monat wohl niemand so dominant und übermächtig dargestellt wie Bobby Lashley. An ihm geht kein Weg vorbei, wenn von Männern gesprochen wird, die den Wrestlingring mehr beherrschten als alle anderen. Es ist eine ungeheure Last, die auf ihm liegt, wenn er im prestigeträchtigsten Match des Abends bei WrestleMania antreten wird und ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass er unter dieser Last nicht zusammenbricht. Wenn Bobby Lashley diesen Abend genauso gut übersteht wie die letzten 6 Wochen, dann wird er etabliert sein. Dann wird er endlich akzeptiert sein und eine große Zukunft im Wrestling Business vor sich stehen sehen. Oh, wie ich mich drauf freue.

Ein deutsches Sprichwort besagt „Diejenigen, die wissen wie es NICHT geht, sollen nicht die stören, die es tun.“. Wie habe ich vorm Bildschirm gefeiert, als Carsten Schäfer, Urgestein des deutschen Wrestlingkommentars, vor zwei Wochen tief Luft holte und die Zeit nutzte um abzurechnen. Die Rache des Carsten S. – und auch ich, der sich schon gerne über die netten Eindeutschungen, falschen Movebezeichnungen und vieles andere lustig gemacht hat, fand es einfach nur göttlich, wie Carsten mit der Gemeinde abgerechnet hat. Und das hat er gut gemacht. Jahre für Jahre macht er einen Job – für die Wrestlingfans. Und was ist er dabei: Natürlich, ein Wrestlingfan. Ein Fan, der seiner Leidenschaft durch seinen Beruf ein Forum bieten kann und dies natürlich auch tut. Er tritt auf vor einer Zielgruppe, wie sie schwieriger nicht sein könnte und bleibt bei der ganzen Quängelei, den ganzen Beleidigungen, dem ganzen Hin-und-Her seiner Linie treu – seiner Art, die Show so lieben. Das bewundere ich, denn Carsten bleibt das, was vielen von uns (mich inbegriffen) nicht gelungen ist: Ein Wrestlingfan – unbeeindruckt von Meinungsweisungen, -vorgaben und –wellen im Internet.

Das stärkste Roster hat nach wie vor RAW, von Smackdown dicht gefolgt. ECW macht Fortschritte und baut mit Lashley, Punk, Cor Von und Burke wirklich vielversprechende Männer auf – aber eine andere Show abgehängt haben sie sicherlich noch nicht.


Matches und PPV-Tops – eine Prognose
1. Money in the Bank
2. Benoit v. MVP
3. Shawn Michaels v. John Cena

Sonst betrachte ich die Vergangenheit – viel interessanter als irgendwelche längst vergessenen Matches aus den wöchentlich Shows dieses PPV-freien Monats zu nennen fand ich allerdings eine Prognose auf die Matchqualität der anstehenden WrestleMania. Zwar enttäuschte das Money in the Bank Match trotz großer Erwartungen im letzten Jahr, trotzdem schmälert das mein Gefühl in keinster Weise, dass man dieses Mal echt was Großes abliefern wird. Edge und Orton werden für die Geschichte in dem Kampf sorgen, die Hardys für das Spot-Feuerwerk und CM Punk für einen überraschenden Sieger. Ich setzte große Stücke auf das Match, dass am meisten Gefahr läuft an seinem Potential zu ersticken.

Zum Opener verdammt, habe ich dennoch das Gefühl, dass man vom US-TitleMatch eine Art Showstealer erwarten kann. Benoit ist sich der ungeheuren Aufmerksamkeit und damit verbundenen Bürde bei WrestleMania auftreten zu dürfen bisher immer sichtlich bewusst gewesen – so mit Sicherheit auch 2007. Mit MVP hat er einen Gegner vorgesetzt bekommen, mit dem er in diesem Match schier unbegrenzte Möglichkeiten hat. Am Ende wird Benoit wohl den Kürzeren ziehen müssen, aber den Schmaus den ich mir vom Match verspreche, wird es hoffentlich wert sein.

Die Hoffnung stirbt zuletzt und so glaube ich fest daran, dass man das Debakel um den WWE Titel zumindest im Abgang noch in ein Fest verwandeln kann. John Cena beweist stetig, dass er willig und bereit ist an sich zu arbeiten. Seine Skills verbessern sich sichtlich und er hat zweifelsohne ein Level erreicht, auf dem es für Shawn Michaels möglich sein sollte, ihn zu einem großartigen Kampf zu ziehen. Beide können im Ring eine Geschichte erzählen und beide werden alles daran legen, dies auch zu tun. Wie gesagt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Meine Erwartungshaltung geht am stärksten in Richtung Smackdown. MVP und Benoit mit einem Showstealer und das World Title Match mit einer hoffentlich unbeschreiblichen Stimmung. RAW hat nicht viel Eigenes zu bieten, außer einem unwürdig aufgebauten Main Event und einem Lumberjill-Match. Am Wenigsten zu erwarten haben wir aber wohl von der ECW. Somit meine Reihenfolge zur Punktevergabe: SD, RAW, ECW.


Das Überflüssigste zum Schluss
1. Extreme Exposé
2. Jerry Lawlers Zickenalarm
3. Der Rostersplit

Da hat die ECW, das Sorgenkind, schon nur die Hälfte der Zeit die den anderen Shows zur Verfügung steht und man verplämpert sie durch das Rumgetanzte dreier mittelmäßiger Tänzerinnen. CW Anderson und Tony Mamaluke entlässt man und die Mädels tanzen. Daivari schickt man zurück zu Smackdown und die Mädels tanzen. Die Originale treten nur im Hintergrund bei RVD’s Einmarsch auf – und die Mädels tanzen.

Der King wird in die Hall of Fame aufgenommen und was macht er? Er zickt rum. Erst will er nicht, weil er sich dafür noch für zu jung hält. Dann will er nicht von Captain Kirk sondern lieber von einem Ringrichter oder Ace Ventura aufgenommen werden. Und eigentlich will er die ganze Zeit doch viel lieber zu einem Baseball-Spiel. Oder war es Eishockey? Egal. Diva.

WWE killt die Roster-Only-PPVs und droht uns gleichbedeutend 15 Pay-Per-Views im Jahr an, die wahrscheinlich gänzlich ohne Lower- und Midcard auskommen werden müssen. Die ungeheure Stärke einer präsenten Midcard wird weiterhin konsequent ignoriert, Val Venis versauert immer noch bei HeAt – und die Mädels tanzen.


Unterm Strich
1. Smackdown (6 Punkte)
2. RAW (5 Punkte)
3. ECW (1 Punkt)

Man wird es herausgehört haben – die große Euphorie bleibt aus. In meinen Augen hat man viel zu viel Zeit darin investiert, die „Battle of the Billionaires“- Fehde zu hypen, so dass die eigentlichen Headliner viel zu kurz kamen. Der Card fehlt es an wirklichen Highlights, die man auf einem WrestleMania-LineUp einfach erwartet. Und doch hoffe ich auf eine schöne Show, die wir nicht im Nachhinein als Aprilscherz beschimpfen müssen.

Nach Showpunkten geht der März an Smackdown.

Die Chips sind im Regal, das Bier steht im Kühlschrank, Urlaub für Montag ist eingetragen. Bei aller Kritik, bei allem was vielleicht schief gelaufen ist oder einfach nur meine Erwartungshaltung nicht befriedigte – ich freue mich auf WrestleMania und erwarte eine große Show. Und wir alle wissen, dass wir sie bekommen werden.

In diesem Sinne – Viel Spaß am Sonntag, einen schönen April und natürlich wie immer eine gute Zeit wünscht Euch

Ben